Ende und Neubeginn: Abschiede gestalten

Abschiede in Supervision und Coaching

Das war gut so, denn Abschiede sind ein „tägliches Brot“ in Supervision und Coaching. Sie begegnen als Thema von Supervisanden und Coachees, die Berufe und die Menschen, mit denen sie zusammengearbeitet haben, verlassen, weil sie die Tätigkeit wechseln oder in den Ruhestand gehen. Manchmal werden sie auch verlassen: enge Weggefährten gehen, die Führungskraft scheidet aufgrund einer schweren Krankheit aus.

Abschiede von liebgewonnenen oder zumindest gewohnten Menschen, Strukturen und Prozessen sind auch die Folge von Veränderungen im Arbeitsfeld. Geschäftsfelder werden aufgegeben, Tätigkeiten neu justiert. Mit beiden kann viel Herzblut verbunden gewesen sein. Nicht selten werden solche Entwicklungen als Verlust begriffen. Trauer regiert! Wer in der (Sozial)Wirtschaft aufgrund neuer flacher Hierarchien seine Führungsposition verliert und „ins Glied zurücktritt“, wer als Pfarrerin nicht mehr „Königin im eigenen Land“ (der eigenen Gemeinde) ist, sondern sich in einem Pfarrteam der fusionierten Gemeinde neu orientieren muss, wird die eigene Rolle und die eigene Bedeutung hinterfragen.
Umgekehrt ist auch der Aufstieg in eine Führungsposition mit Abschied verbunden – von einer durch Gleichheit gespeisten Solidarität, die in der neuen Rolle so nicht mehr gelebt werden kann.
Wenn Teams neu zusammengestellt oder zusammengelegt werden, ist das gleichfalls mit Abschieden verbunden. Das Ende eines Projekts bedeutet: Abschied vom Projektteam.

Auch Supervision und Coaching, mit Einzelpersonen, in der Gruppe oder im Team, enden irgendwann – genauso wie die oben genannte Weiterbildung. Wir erlebten den Abschied, thematisierten und gestalteten ihn zugleich.

Gestaltung von Abschieden in Supervision und Coaching

Denn wie dem Anfang, so kommt auch dem Abschied eine besondere Bedeutung zu: seine Ambivalenzen aus Nähe und Distanz, Ende und Neubeginn – der Abschied von etwas und der Abschied zu etwas – können gesehen, gewürdigt, bearbeitet werden. Rituale geben dabei Halt, Rückblicke erinnern an Ergebnisse und regen noch einmal zur Reflexion an, Ausblicke vermitteln Perspektive.

Auch unser Umgang mit Abschieden ist ein unterschiedlicher. Als Supervisorin und Coach sollte ich mir meiner eigenen Strategien bewusst sein.

Abschied bei und von BTS

Am 13. und 14. September fand das letzte BTS-Forum – Begegnung und Fortbildung für die Absolventinnen und Absolventen der unterschiedlichen Fort- und Weiterbildungen – der Gesellschaft für Organisationsberatung, Training und Supervision statt.

Denn Ende 2025, wenn die letzten Kurse zu Ende gegangen sind, schließt BTS. 1992 von Gerd Neumann und Heidi Neumann-Wirsig gegründet, war BTS eine „Institution“ geworden, die in der Beratung wie in der Weiterbildung Maßstäbe setzte. Heidi Neumann-Wirsig war Mitgründerin und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv), BTS eines der von Anbeginn an DGSv-zertifizierten Institute. Zum 25jährigen Jubiläum 2017 richtete BTS die Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft aus. Gerd Neumann ist Senior Coach des Deutschen Bundesverbands Coaching (DBVC).

Heidi Neumann-Wirsig, die auch verschiedene Publikationen zum Thema Supervision und Supervisions-Tools vorlegte*, wurde zu einer mich prägenden Persönlichkeit. In Ihrer wertschätzenden Haltung verbunden mit hoher professioneller Qualität ist sie mir ein Vorbild.

Weiter wirken

Die Gestaltung des eigenen Abschieds ließ Erfahrungen, Erlebnisse und Ergebnisse Revue passieren – nicht, und da blieb sich BTS treu, in verklärender Nostalgie, sondern in gegenwarts- und zukunftsbezogener Absicht. Dass zuletzt unter dem Motto „Online war gestern. KI ist jetzt“ aktuelle Entwicklungen von Coaching und Supervision in den Blick genommen wurden, brachte diese Haltung zum Ausdruck.

Alles Gute, liebe Heidi Neumann-Wirsig!

Alles Gute, lieber Gerd Neumann!