Im neuen Jahr wird alles anders!
Wirklich? Wie soll das gehen? Schon letztes Neujahr habe ich mir vorgenommen, weniger Schokolade zu essen. Am vorletzten Jahresbeginn auch schon. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich das bereits vor zehn Jahren realisieren. Mindestens. Was hindert mich also?
(Dieses schlichte Fallbeispiel nutzen Sie jetzt bitte für Ihre komplexeren Themen, etwa zu viel oder zu wenig Selbstorganisation, Konfliktvermeidung oder Konfliktsuche im Beruf).
Schokolade diente mir von Kindesbeinen an als Belohnung für besondere Leistungen, als Muntermacher bei Müdigkeit und als Trost im gefühlten Scheitern. Auch wenn ich aus einer Position der Stärke heraus oft die notwendige Selbstkontrolle habe, um mir Schokolade zu untersagen, so misslingt mir das zuverlässig in einer Position der Schwäche. „Das darfst du nicht“ hat dann keine Chance gegen „Ich brauche das aber jetzt“.
In diesem „Ich brauche“ steckt eine wichtige Information, der ich bisher vielleicht zu wenig Beachtung geschenkt habe. Mein Verhalten hat nämlich einen Nutzen. Schokolade macht mich glücklich – oder zumindest etwas weniger unglücklich.
So erlebte ich es „von Kindesbeinen an“. Darin liegt der eigentliche Schlüssel. Erlebnismuster aus Emotionen (Freude, Ärger, Trauer…), Körperempfindungen (Lust und Unlust), Kognition („ein Stück als Doping“), immer wieder aktiviert, als neuronales Netzwerk in meinem Gehirn mittlerweile ausgebaut wie eine mehrspurige „Autobahn“ (Gerald Hüther).
Gegen diesen „Wettbewerbsvorteil der alten Muster“ (Gunther Schmidt) – typische Reize im Alltag sind Türöffner für vertrautes Erleben und „bewährtes“ Verhalten – hat die Willenserklärung am Neujahrstag zumeist keine Chance.
Was also tun?
- Die Kosten der Veränderung „einpreisen“
- In die Selbstbeobachtung gehen und Erlebnismuster identifizieren
- Den „typischen Reiz im Alltag“ (Trigger) erkennen – und innehalten. Jetzt besteht die Chance, neues Verhalten auszuprobieren
- Das neue Verhalten als Teil eines Erlebnismusters, zu dem Ressourcen und Kompetenzen gehören, verankern und abrufen
- Das Verhalten oft und öfter zeigen – aus dem „schmalen Pfad“, unvertraut und nur mit Vorsicht zu begehen, eine bekannte, gut zugängliche „breite Straße“ machen
Dabei helfen Trainings, Coaching, Supervision: https://www.richtung-ziel.de/veraenderung-neues-verhalten/
Literatur: Gerald Hüther, Was wir sind und was wir sein könnten. Ein neuro-biologischer Mutmacher, 2011; Gunther Schmidt, Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung, 5. Aufl. 2013 (2005)