Youmocracy: Diskutieren für Demokratie

Zur Diskussion
Diskussion ist ein „Meinungsaustausch“, eine „Auseinandersetzung“. Denn „diskutieren“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „eine Sache untersuchen, erörtern, besprechend erwägen“ (https://www.dwds.de/wb/Diskussion). Diskussionen sind also ein Dialog, keine Schlacht. Sie dienen gemeinsamer Erkenntnis, nicht Sieg des einen und Kapitulation des anderen.
Dazu ist Verstehen (inhaltliche Erfassung und Einordnung in einen Zusammenhang) notwendig und Verständnis (emotionale Nachvollziehbarkeit, sich „hineinversetzen“ können) hilfreich. Verständnis freilich heißt nicht Einverständnis: „Ich teile deine Meinung nicht, aber ich habe sie (und dich) jetzt besser verstanden“. In dem Fall lautet das Ergebnis der Diskussion „Dissens“ (mit dem dann konstruktiv umzugehen ist). Auch Konsens ist möglich – und sei es, dass der eine und/oder andere seine Meinung als Resultat von durch die Diskussion veränderten Überzeugungen.
In der öffentlichen politischen Diskussion, in der die andere Seite oder die Zuhörerinnen und Zuhörer überzeugt werden sollen, werden rhetorische Mittel eingesetzt. Es ist kein Zufall, dass sich gerade die Griechen, die eine (aus unserer Sicht) Vorform der Demokratie entwickelten, mit der öffentlichen Rede und Gegenrede befassten. Mit Aristoteles (340/330 v. Chr.) begreifen wir bis heute, was die Rede überzeugend macht: „Ethos“ (Charakter/persönliche Glaubwürdigkeit, fachliche Autorität und Beziehung zu den Zuhörenden), „Pathos“ (auf Emotionen gerichtete Darstellung von Sachverhalten) und „Logos“ (sachlogische Darstellung; Auswahl und Anordnung von Argumenten).
Damit – und wie sie als Moderatoren und Moderatorinnen ihre Reflexions- und Steuerungsmöglichkeit auch in herausfordernden Situationen sichern – beschäftigen sich die Schülerinnen, Schüler, Studierenden und Auszubildenden, die bei Youmocracy dazu qualifiziert werden, politische Debatten an Schulen und Hochschulen anzustoßen und durchzuführen.
Wer ist und was tut Youmocracy?
„Der gemeinnützige Verein youmocracy e.V. verfolgt als Vereinszweck „die allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens in der Bundesrepublik Deutschland durch Förderung der repräsentativen Demokratie und der überparteilichen politischen Diskussion.” Insgesamt engagieren sich mittlerweile ca. 70 Ehrenamtliche für das Projekt“ (https://www.youmocracy.de/team).
Ich zitiere Youmocracy bei der Bewerbung für den deutschen Engagementpreis:
„Unter dem Motto “Demokratie braucht Dich!” verfolgt youmocracy das Ziel, überparteiliche Diskussionsforen in ganz Deutschland aufzubauen, in denen sich junge Menschen im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu gesellschaftspolitischen Themen weiterbilden und austauschen können. Dadurch sollen Jugendlichen politische Themen nähergebracht und eine respektvolle Diskussionskultur vermittelt werden, um die politische Teilhabe junger Menschen zu stärken und von einem Nebeneinander oder Gegeneinander zurück zu einem Miteinander zu finden. Im Zeitalter der “Fake News” und “Filter Bubbles” soll der Austausch und Zusammenhalt zwischen und innerhalb verschiedener Milieus, Parteien und Religionen gestärkt werden. Dafür wird auf einem Instagram-Kanal aus verschiedenen Perspektiven zu politischen Fragen informiert und zur Diskussion angeregt. Auf Basis der dort aufbereiteten Inhalte wird in regionalen Diskussionsforen vor Ort respektvoll diskutiert. Diese werden mit Unterstützung von youmocracy durch ein Netzwerk junger Menschen gegründet und verwaltet. Die Forenleiterinnen und Forenleiter erhalten Workshops u.a. in Diskussionsleitung, damit sie die überparteilichen Diskussionen moderieren können. Außerdem organisiert youmocracy in unterschiedlichen Schulformen Workshops, um Schülerinnen und Schüler eine respektvolle und offene Diskussionskultur zu vermitteln und Ihnen Raum für Meinungsaustausch zu geben. Beraten wird die Initiative dabei im Kuratorium von Norbert Lammert und Wolfgang Thierse.“ (https://www.deutscher-engagementpreis.de/engagiertenfinder/engagiertendetails/4791-youmocracy-e-v)
Diskussion braucht Moderation
Das gilt jedenfalls für kontroverse Diskussionen und für Diskussionen in größerem Kreis – und mit noch ungeübten Teilnehmenden. Ich zitiere noch einmal Youmocracy:
„Für gelebte Diskussionskultur und die tiefergehende Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen bleibt in Klassenzimmern nicht immer genug Zeit. Für das demokratische Miteinander ist es aber essentiell, einen Blick und eine Akzeptanz für verschiedene Meinungen und Lösungsansätze innerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu entwickeln. Deswegen möchten wir den Ausbau von gelebter Diskussionskultur in Schulen tatkräftig unterstützen.“ (https://www.youmocracy.de/).
Youmocracy hat nicht nur ein Leitbild (https://www.youmocracy.de/leitbild) und einen „Diskussionskompass“ entwickelt, in dem „Respekt“, „Offenheit“, „Toleranz“, „Transparenz“ und „Konsensbereitschaft ohne Zwang“ ausbuchstabiert werden (https://www.youmocracy.de/diskussion). Die angehenden Diskussionsleiter werden auch systematisch online und offline begleitet. Dazu gehören Moderations-Workshops, an denen ich mitwirke. Dabei geht es zum einen um Techniken der Diskussions- und Gesprächsführung. Zum anderen – und noch wichtiger – ist die Selbstführung und das damit verbundene Coaching. Welche Situationen, welche Personen „triggern“ den künftigen Moderator? Wie reagiert sie „spontan“ darauf? Was wäre ein reflektierter Umgang und wie kann er/sie die dafür notwendige Handlungsfähigkeit (wieder) herstellen?
Youmocracy unterstützen?
Nähere Informationen unter: https://www.youmocracy.de/ und https://www.youmocracy.de/spenden.